Mittwoch, 27. April 2016

Heute morgen im Gottesdienst hatte ich den Eindruck, dass ganz leise Musik zu hören ist, besonders beim Beten. Ich finde das unmöglich, wenn junge Leute im Gottesdienst ihr Handy dabei haben und damit rumspielen. Da fehlt doch der Respekt! Da könnte ich mich maßlos aufregen. Draußen habe ich gemerkt, es war mein Handy.

Samstag, 25. Dezember 2010

Weisheit des Tages:

WER NACH ALLEN SEITEN OFFEN IST,
KANN NICHT GANZ DICHT SEIN.

Sonntag, 15. August 2010

10 Gründe (II)

weshalb ich gerne an der Nordsee wohnen wollte:
1. wenn man quer zum Wind steht, kann man sein Hirn mal so richtig durchlüften lassen, das tut unheimlich gut.
2. das drei-Phasen-Peeling ( erst warmer Sand, dann warmer Sand mit Muschelstückchen und schließlich WATT) tut super gut!
3. bei Kummer und Sorgen gehst du auf den Deich, schreist das nächstbeste Schaf an, es wird dir geduldig zuhören und nicht widersprechen, welche Wohltat!
4. du kämpfst bis zur völligen Verausgabung gegen den Gegenwind an, radelst 20 km bis ans andere Ende von Föhr, atmest einmal tief durch, drehst dich um und lässt dich vom Rückenwind heimschieben (geht schneller, wenn man die Regenjacke aufspannt). Herrlich wohltuend!
5. bei starkem Seegang brauchst du dir nach dem Genuss einer Bratwurst über das Abtrainieren der zugeführten Kalorien keine Gedanken machen. Sie gehen wie von selbst. Prima!
6. du brauchst nie einen Föhn, alledings muss man bei Benutzen von Haargel/ - lack auf die Windrichtung achten, sonst stimmt das Styling nicht. Cool!
7. du brauchst dir keine Gedanken um Kinderbetreuung machen. Einfach eine Schaufel in die Hand drücken, da gibt es viel zu tun. Super.
8. Besonders unartige und anstrengende Kinder gehen gerne mal zu weit raus, um die musst du dir dann auch keine Gedanken mehr machen. Schön.
9. die Einheimischen fahren alle im November in Urlaub, da hast du jede Insel quasi für dich allein. Herrlich.
10.wenn man kleiner als 1,70m ist, kann man erhobenen Hauptes in die Häuser treten. Größere machen das nur einmal.

Samstag, 14. August 2010

10 Gründe

weshalb ich nie im Schwarzwald wohnen könnte:
1. wenn mir bei starkem Wind eine Tanne auf den Fuß fällt, tut das sehr weh.
2. wenn man ausversehen rechts vom Weg abkommt, ist man ganz schön schnell im Tal, das tut auch weh.
3. um endlich eine gute Aussicht zu haben, muss man sich den Berg hochquälen, das tut auch weh.
4. um sehen zu können, ob Eichhörnchen braune oder schwarze Augen haben muss man ganz nah dran. Leider mögen das Eichhörnchen nicht und beißen, das tut weh.
5. wenn man die kleinen aromatischen Walderdbeeren isst, an denen Eier vom Fuchsbandwurm haften, tut das nach einiger Zeit auch sehr weh.
6. wenn ich staunend vor dem Wasserfall stehe und im Lärm nicht höre, dass jemand von oben: "ACHTUNG!" ruft, tut das weh.
7. wenn ich wenig Erfahrung im downhill habe und meine Handbremse am MTB versagt, tut das sehr weh.
8. wenn ich wenig Erfahrung im berganfahren habe und die Handbremse am Auto versagt, tut das vielleicht weh, wird aber ziemlich teuer.
9. wenn ich nach langer Wanderung unheimlich Durst habe und an der einzigen Quelle weit und breit schon ein Hirsch steht, der auch Durst hat, kann das sehr weh tun.
10. wenn ich den letzten Zug nach St. Georgen verpasst habe und dann eben entlang der Bahnlinie zu Fuß gehe, in der Schlucht fällt mir ein, dass der letzte Güterzug um 22:39 Uhr kommt, wird alles sehr schnell gehen und keine Schmerzen machen.

Sonntag, 7. März 2010

Zusammenfassung von TROTZDEM JA ZUM LEBEN SAGEN (von Viktor E. Frankl)

Viktor E. Frankl (26.3.1905-2.9.1997), der Begründer der Logotherapie, hat als österreichischer Neurologe und Psychiater in seinem Buch TROTZDEM JA ZUM LEBEN SAGEN versucht, einen Einblick in die Psyche von KZ-Häftlingen zu geben. Er war als Jude selbst in mehreren KZs.
Zu Anfang erklärt er, dass man, wenn man selbst Häftling ist, nicht objektiv berichten kann, aber wenn man nicht Häftling wäre, eine zu große Distanz zum Thema hätte. Dieser Gedanke prägt das ganze Buch.

Phase 1 befasst sich mit der Aufnahme in einem Lager. Bezeichnend für diese Situation ist eine große Lähmung, weil man einfach nicht glauben kann, was man sieht und erlebt. Einige reagieren mit Galgenhumor, andere mit Neugier und manche begehen in dieser Phase Selbstmord.

Phase 2 beschreibt das Lagerleben. Nach einer Eingewöhnungszeit kehrt der Alltag ein, damit auch die Abstumpfung des Gemüts. Aus Selbstschutz und durch die Mangelversorgung entwickelt sich eine Apathie, körperlicher Schmerz wird nicht mehr so wahrgenommen, was anderen geschieht, berührt nicht mehr.
Seelischer Schmerz führt zu langanhaltenden Veränderungen der Persönlichkeit. Durch ständigen Hohn und Behandlung wie Tiere wird man allmählich vom Subjekt zum Objekt. Manchmal kommt man hierarchisch sogar nach Tieren, das Individuum erlischt.
Anfänglicher Ekel stumpft ab, man ist froh, wenn wieder ein Tag vorbei ist.
Obwohl alle ständig Hunger haben, wird viel über Essen geredet, Rezepte ausgetauscht, von Vorlieben berichtet.
Wegen des sich-konzentrieren-müssen-auf-Lebenserhaltung schweigt der Sexualtrieb, es besteht kein Bedarf an Kultur und Zerstreuung. Einzig Träume bleiben als innerer Rückzugsort. Empfindsamen Menschen gelingt dieser Rückzug aus der schrecklichen Umwelt in ein Reich geistiger Freiheit mit viel innerem Reichtum .
In dieser Phase empfindet man als Glück, was einem erspart bleibt.
Um gegen Übergriffe geschützt zu sein, versucht man in der Masse unterzutauchen, sucht automatisch mittlere Plätze, passt sich an, versucht gesund zu erscheinen, will um keinen Preis auffallen.
Auf Grund der äußeren Enge und der ständigen Überwachung besteht eine große Sehnsucht nach Einsamkeit.
Entscheidend für das Überleben ist nicht unbedingt eine besondere körperliche Fitness, sondern das Akzeptieren der Situation. Sobald man einen Sinn im Leiden sieht, Leiden als Leistung annimmt, so erklärt Frankl, verbessert sich die Chance erheblich.
Er geht auf die verschiedenen Situationen von gewöhnlichem Gefängnis und Konzentrationslager ein. Ins Gefängnis kommt man meistens verschuldet und weiß in der Regel, wann der Aufenthalt beendet ist. Man hat Rechte und kann bedingt mit der Familie kommunizieren. Im KZ dagegen erlebt man eine unabgrenzbare und unbestimmte Haftdauer und Daseinsform, weil man täglich mit Aussonderungen, Verlegungen oder dem Tod rechnen muss.

"Es kommt nicht darauf an, was wir vom Leben erwarten, vielmehr lediglich: was das Leben von uns erwartet!"

Viele Überlebende hatten etwas, was auf sie warete. Menschen oder Werke, die auf mich warten richten den Blick in die Zukunft und machen den Augenblick erträglich. Frankl bereitete Vorträge vor, die er halten wollte, in dem er Ideen sammelte oder Passagen formulierte. "Unersetzlichkeit und Unvertretbarkeit gibt Verantwortung zum Weiterleben".
Zusammenfassend schreibt Frankl: "das Wissen um das WARUM lässt das WIE ertragen".

Es gibt nach der Befreiung eine 3. Phase. Obwohl nun alles vorbei ist, kann man es nicht fassen. Man nimmt zwar alles zur Kenntnis, aber nicht zum Gefühl. Das neue Leben beginnt erst nach und nach. Der Körper verlangt nach Essen, Ruhe und Mitteilung und regeneriert viel schneller als die Seele.
Den Weg von seelischer Hochspannung zum Seelenfrieden kann man verschieden gestalten. Viele Ex-Häftlinge hatten Rachegedanken und ließen sich davon leiten. Mit viel Aggression gingen sie zuerst gegen die Folterer vor, dann gegen die Allgemeinheit und schließlich gegen sich selbst.
Andere wurden bitter durch das Erlittene. Wieder Andere waren sehr enttäuscht, weil das Leid nicht mit der Befreiung aufhörte. Sie entdeckten, dass Leid bodenlos sein kann.
Wirklich Seelenfrieden konnte nur finden, wer nichts erwartete. "Es gibt kein Glück auf Erden, das je wiedergutmachen könnte, was wir erleiden". Bei der Rückkehr in Familie oder Firma hatte sich die Situation oft grundlegend geändert, es konnte nicht unmittelbar angeknüpft und weitergemacht werden. In einem mühevollen Prozess musste mit viel Geduld eine Annäherung erfolgen und dann die Sozialisation. Wer einen Sonderstatus, großes Verständnis oder offene Türen erwartete, wurde sehr enttäuscht.
Rückblickend erlebt man das KZ wie einen bösen Traum, der langsam verblasst. Die Angst wird mit der Zeit weniger, "man muss nichts mehr fürchten- außer seinen Gott".

Sonntag, 21. Februar 2010

Beitrag im CVJM-Heft

einatmen und ausatmen...

...; Hunger haben und satt sein; festhalten und loslassen,
ein jegliches hat seine Zeit.
Im Optimalfall ist das Verhältnis einigermaßen ausgeglichen.

Da ich ein eher rationaler Mensch bin, fällt mir die Theorie über AUFRÄUMEN nicht schwer. Aus dem Stegreif könnte ich spontan 60 Minuten referieren. Zur Theorie.

Die Praxis hat einige Haken. Natürlich weiß jeder, dass von einer gewissen äußeren Ordnung auch die innere kommt und dass Kruschd viel Platz, Nerven und Geld kostet. Auch fühlt man sich in offeneren Räumen wohler, die Luft ist besser, Energie fließt usw.

Was mich vom Aufräumen und Entmüllen abhält ist sicher individuell. Bequemlichkeit könnte ein Grund sein, wenig Zeit, die Anderen helfen nicht mit, Entscheidungsschwäche, Antriebslosigkeit, bei Anderen sieht es schlimmer aus, morgen fange ich an, das ist mir einfach zu viel... und wer viel Platz und ein gutes Organisationstalent hat, kann viel mehr aufbewahren als andere, muss weniger entmüllen.

In den letzten zwei Jahren bin ich zweimal umgezogen. Beim ersten Mal von 300m² auf 105m², und schließlich auf 65m² mit Dachschräge. Das ist nicht ganz freiwillig passiert und das Aufräumen auch nicht. "Mich" bei jedem Umzug zu halbieren, war emotional ziemlich stressig. Gerade, wenn man an Erinnerungen und Sicherheit festhalten will, soll am darauf verzichten? Wo sind meine Prioritäten? Werde ich diese Entscheidungen bereuen?

Von einigen Dingen konnte ich mich nicht so leicht trennen, sie wanderten in 25 Umzugskartons in Garage und Keller. Vorwiegend Bücher, alte Ordner, technische Geräte, Dekoartikel und Erinnerungen befanden sich darin. Richtig: Präteritum von befinden. Der Vorgang des Aufräumens ist erfolgt. Abgeschlossen.

Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich angegriffen, in dem ich in kleinen Schritten systematisch vorgegangen bin. In vier leere Kisten kamen Dinge zum Wegwerfen, Dinge zum Reparieren, Dinge zum Weitergeben/Verschenken/Zurückgeben und schließlich die Kiste zum später Entscheiden.

Alles andere wurde gleich ins Regal oder den Schrank gestellt, Zwischenablagen waren nicht erlaubt. Die ersten Stunden waren schlimm, aber das Durchhalten lohnte sich. Wegwerfen fiel mir mit der Zeit immer leichter. In die Kategorie reparieren kam nichts, weitergeben/verschenken habe ich umgehend erledigt und eine Kiste mit Datum 30.12.10 steht noch unten (was bis dahin nicht gebraucht wurde, kommt unbesehen weg).

So eine Aufräumaktion macht allerdings vor nichts Halt, man überdenkt dabei unter anderem auch den Medienkonsum, das Verhältnis zu unnützen Postwurfsendungen, bestehende Abos und Mitgliedschaften und schließlich auch energieraubende schwierige Beziehungen.

Nun bin ich äußerlich wie innerlich frisch aufgeräumt. Das ist doch eine Belohnung wert!
Allerdings nichts, was man rumstellt...

morbus alzheimer

Diese Woche hatte ich Gelegenheit, Studien über morbus alzheimer zu betreiben. Ich war drei Tage in der Augenklinik und hatte eine Mitpatientin mit besagter Diagnose.
Frau J. weiß nicht genau, wie alt sie ist, erinnert sich aber an Jahrgang 35. In den ersten 20 Minuten fällt mir ihr "Problem" nicht auf, so geht es auch Anderen, Schwestern, Besucher, usw. lassen sich durch ihre Fragen und Behauptungen schnell aus der Fassung bringen und geraten zunehmend in Verwirrung.
Ihr Sohn klärt mich auf und ab sofort habe ich einen neuen Job: Aufpasser.

Schade
finde ich, dass ich diese patente Frau nicht zu Zeiten kennengelernt habe, als ihr Inneres und ihr Äußeres noch übereinstimmten. Sie tritt kompetent auf, spricht hochdeutsch und kann sich gewählt ausdrücken. Ihre aufrechte Haltung und ihre Garderobe verraten mir, dass sie es im Leben weit gebracht hat. Aus den vielen kleinen Geschichten ergibt sich ein Bild: in Stettin geboren, geflüchtet nach Rostock, als Teenager alleine geflüchtet nach HH, lange in Dortmund gelebt, Familie gehabt und berufstätig gewesen. Hier bricht ihre Geschichte ab, nur der Sohn kann weiterhelfen: sie lebt in der Nähe von Remchingen in einem Altersheim.

Keine Chance
haben Neuinformationen, sie sind sofort weg. Innerhalb von 30 Minuten fragt sie den Sohn 20x, ob er mit dem Auto da ist und ob er sie mitnimmt. Auch Orientierung kann man vergessen. Sie kruschtelt viele Stunden am Tag in allen Schränken, auch meinem, und weiß nicht, was sie sucht oder will. Bis entsprechende Beschriftungen angebracht sind, kann sie sich auch nicht merken, welches ihr Bett ist. Sie weiß auch drei Tage lang nicht, wann sie operiert wird, obwohl sie einen Augenverband hat (also die OP schon vorbei ist).

Hunger
hat sie nie. Egal, welche Mahlzeit serviert wird, sie kann einfach nichts essen. Der Sohn zwingt ihr jeweils etwas auf und isst die Reste. Auch Durst empfindet sie nicht.



Unruhe
wirkt sich sehr ungünstig aus. Als an Tag drei noch eine Patientin kommt (mit Demenz) dreht sie erst auf, dann durch. Die vielen unbekannten Menschen, die die Schränke durchsuchen und neue Utensilien aufstellen, die Stühle belegen und schnell reden, bringen sie an den Rand des Erträglichen. Ihre Fragen und Behauptungen werden von den "Neuen" zuerst ernstgenommen, dann sind sie lästig und schließlich sind alle verwirrt. Frau J. ist in ihrer Zeitschiene heftig umher gesprungen und befindet sich nun in einem Flüchtlingslager. Sie findet die Einquartierung eine Zumutung und ärgert sich über Ungerechtigkeit und Willkür. Die neue Patientin und ihre Besucher sind schockiert. Darf man das Wort Alzheimer in diesem Moment aussprechen?



Gefühle

sind ganz viele abrufbar. Stolz habe ich gesehen, Dankbarkeit, Traurigkeit, auch Freude, Verzweiflung, Angst, Wut. Je näher wir an heute kommen, desto mehr Aggression und Wut kommen auf. Abends kommt es zu einem Gespräch zwischen den beiden Ladies, die sich über ihre Söhne ärgern. Gerade sind beide Familien gegangen, aber die Damen haben es vergessen. Sie haben ihren Kindern alles Mögliche geboten, dafür selbst viele Opfer gebracht und nun haben die undankbaren Kinder keine Zeit für sie. Beide bringen sich richtig in Rage, ich mische mich nicht ein. Nach einer Minute Gesprächspause haben beide das Thema vergessen. Dafür weiß ich nun, warum die Schwiegertochter Andrea enterbt ist.



Angehörige

haben einen schweren Stand. Zum einen ist es sehr anstrengend, sich selbst zu beschäftigen und dabei die Mutti nicht zu überreizen; genügend präsent zu sein und die eigenen Bedürfnisse nicht vergessen. Zum anderen werden in vielen unbedachten Momenten Familieninterna ausgeplaudert, man wird zum Teil bloßgestellt.


Fazit:
morbus alzheimer ist eine schlimme Krankheit, die mir und anderen das Leben sehr schwer macht. Es werden im Laufe der Zeit alle Ressourcen vollständig aufgebraucht: Kraft, Geduld, gute Beziehung, Geld, Respekt...
Sie ist nicht heilbar und noch lange nicht abschließend erforscht.

In einem Bericht finde ich den Hinweis: eine wenig geistig anspruchsvolle Tätigkeit zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, sehr.

Ich werde deshalb meinen Hirnstoffwechsel ankurbeln und lernen, lernen, lernen...